ENI 08
Münster, 5. – 7. März 2008
An der Fachhochschule Münster, in den alten Stallungen einer aufgegebenen Kaserne, fand dieses Jahr wiederum die ENI statt. Der lokale Veranstalter, Prof. Dr. R. Ostermann empfing die Ankommenden und versprach, einen unvergesslichen Kongress in einer der grössten Fachhochschulen Deutschlands zu geben.
Der Kongress stand unter dem Titel: Vernetzte Versorgung – Kommunikation und Kollaboration. Die Beiträge befassten sich auch grösstenteils mit diesem Thema und zeigten einmal mehr auf, dass die Informatik ein Instrument ist, das den Prozess lediglich unterstützen kann, das aber um den grössten Nutzen zu ziehen, beherrscht werden muss. So ist die Frage der Nutzung der Telematik oder der e-Health eine Frage der Beteiligung. Nur wenn alle am Gesundheitswesen beteiligte Akteure die Informatik nutzen gibt es einen grossen Benefit für alle. Bis dahin werden wohl noch viele Berichte ausgedruckt und auf der Gegenseite wieder eingescannt. Sowohl in Deutschland, in Slowenien als auch in Finnland sind grosse und ehrgeizige Projekte angesagt. In allen Ländern wird aber die Absenz der Pflegenden in den wichtigen strategischen Planungsgruppen bemängelt. In den Diskussionen zeigt sich auch immer wieder, dass insbesondere die in der spitalexternen Pflege tätigen von der Einführung einer Gesundheitskarte betroffen sein werden. Aber gerade diese Berufsgruppe hat keine Möglichkeiten übergeordnet nationalweit Einfluss zu nehmen. Ähnlich wie die Ärzte mit eigener Praxis, die nicht an mehreren von den Krankenhäusern etablierten Plattformen teilnehmen wollen. Während die Keynote-Speakers sich mit der Telematik beschäftigten, zeigten auch viele studentische Arbeiten wie die Telematik resp. Informatik zum Wohl des Patienten und der Pflegenden eingesetzt werden kann. Beispielsweise stellte eine Firmenvertreterin ein System vor, das es der Pflegenden in einem Altenheim erlaubt, direkt vom Patientenbett aus, über das Telefon den Pflegebericht zu ergänzen. Andere zeigten auf, dass eine Pflegeüberleitung nicht nur von Innen nach Aussen zu denken ist sondern genau von Aussen nach Innen vorbereitet werden muss. Es muss also auch für zuweisende Institutionen wie z.B. Alten- und Behindertenheime möglich sein, einen entsprechenden Pflegebericht einzubringen. Andere zeigten auf, wie man über das Internet freie Pflegeheimplätze in Bayern findet und wie einfach es ist, nach unterschiedlichen Kategorien wie Kurzzeitaufenthalte, Ein- oder Mehrbettzimmer etc. zu finden. Auch die Standardisierung in Form einer gemeinsamen Sprache muss letztlich zu einer verbesserten Versorgung dank eindeutiger Kommunikation führen. In diese Richtung wiesen die Vergleiche von ENP mit NANDA, die Neuübersetzung von NANDA und der Bericht über die Einführung von NANDA – Diagnosen am Inselspital Bern. Alle wiesen darauf hin, dass Pflegen nicht einfach Handarbeit, sondern in besonderem Masse Denk- und Forschungsaufgabe ist. Auch in dieser Hinsicht soll die Informatik unterstützen und den Pflegenden Hinweise auf die umfassende Pflege des Patienten geben. Natürlich durften die Zahlen nicht fehlen, da Computer schliesslich zum Rechnen erfunden wurden. Und Zahlen sind es, die dem Pflegemanagement in vielen Bereichen fehlen. Sei es den Verbrauch von Pflegematerial im Blick zu behalten und jederzeit mit dem Quartal des Vorjahres vergleichen zu können oder die Leistungen der Pflegenden im Rahmen der DRG abzubilden.
Insgesamt war der diesjährige Kongress, trotz vieler Verschiebungen, die teilweise auf die Streiks der Busfahrer zurückzuführen waren, wiederum ein grosser Gewinn. Auch das Rahmenprogramm mit dem Besuch eines Freilichtmuseums mit Mühlen und einem typisch westfälischen Essen war ein voller Erfolg. Letztlich sind die TeilnehmerInnen der ENI eine eingeschworene Community und freuen sich jetzt schon auf die ENI09 in Bern!
Die Vorträge im Detail
Nachfolgend lesen Sie persönlich und subjektive Notizen von Martin Lysser
Mittwoch 5. März 2008
Vesna Prijatelj: Integrated care: theory and practice
Frau Prijatelj ist Präsidentin der IG Pflege-Informatik in Slowenien und arbeitet als verantwortliche für Medizininformatik im Universitätskrankenhaus von Lublijana, Slowenien.
Frau Prijatelj zeigt auf welche Grundlagen eine schlagkräftiges IT-System haben sollte. Sie weist auf die geplanten Innovationen in Slowenien hin und zeigt auf, in welchen Bereichen Pflegende zusammen mit anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen Einfluss nehmen resp. Einfluss nehmen sollte. Sie beklagt die Abwesenheit der Pflegenden insbesondere in den übergeordneten Strukturen von e-Health Projekten.
Peter Haas: IT vernetzte Gesundheitsversorgung – Chancen für ein umfassendes Pflegemanagement
Prof. P. Haas schloss sich den Ausführungen seiner Vorrednerin an und erläuterte die Entwicklung von e-Health in Deutschland.
Weitere Details folgen!
Björn Sellemann, Daniel Flemming, Andreas Frey, Ursula Hübner: Pflegerische KIS-Module in deutschen Krankenhäusern – Fortschritt oder Stagnation in den vergangenen 5 Jahren?
Eine Forschergruppe ist der Frage nach den Entwicklungen von elektronischen Systemen in Pflegeeinrichtungen nachgegangen. Insgesamt sind 6 Fragebereiche zu Pflegeinformationssystemen gestellt worden. 2172 Krankenhäuser wurden angeschrieben und 270 haben geantwortet was einer Rücklaufquote von 12% entspricht.
Insbesondere im Bereich der Management-Module sind in den letzten Jahren die Anforderungen an die Konsistenz von Daten stark gestiegen.
Die mobile Datenerfassung hat zugenommen, es zeichnet ein Anstieg an Pflegemodulen ab, standardisierte Klassifikationen haben auch 2007 noch keine bedeutsame Verbreitung.
Rüdiger Ostermann, Sigrun Schwarz, Marcellus Bonato:
Ein alternatives IT-Lehrkonzept für das Pflegemanagement
Beherrschen die Studierenden des Pflegemanagements den Umgang mit IT?
Im Pflegemanagement hat man überall Kontakt mit IT – es gibt überall computer-technische Lösungen, die an unterschiedlichen Fachmessen angeboten werden. Kenntnisse und Weiterbildungsprofile des IAB: Für den Pflegebereich ist die Beherrschung des Deutschen und der PC-Kenntnisse – insbesondere in Weiteribildungsprofilen werden die IT-Kenntnisse wichtig. Leitungskräfte müssen in der Lage sein, Wünsche und Ansprüche zu formulieren und sich selber einen Einblick zu verschaffen.
Die angehenden Pflegedienstleiterinnen müssen sich also vertieft mit der Materie auseinander zu setzen. Sie werden mit folgenden Bereichen konfrontiert: PC-Nutzung inkl. Windows, Internet, Mail, Viren, Datenschutz, Einführung in Word, Excel und PowerPoint und Pflegefachsprachen und –klassifikationssysteme.
Z.B. wird im Internet folgendes Thema behandelt: Was ist Internet?, Suchen im Internet, Suchmaschinen und Kataloge, Recherchen in Datenbanken, E-Mail: Wie kann man E-Mail im pflegerischen Alltag nutzen, Signaturen und Visitenkarten, E-Mail-Adressen, Funktionsemailadressen, Verteilerlisten, Email-Etikette, Verschlüsselung etc. Im Umgang mit Word gibt es praktisch unbeschränkte Funktionen, die eine Pflegedienstleiterin beherrschen sollte wie z.B. einen Index in einem Jahresbericht zu erstellen.
In vielen anderen Lehrveranstaltungen kann immer wieder der Bezug zur EDV erstellt werden: Z:B. bei Pflegefachsprachen (Kataloge), bei der Betriebswirtschaft, bei der Personalplanung etc.
Schliesslich wird das ganze als sog. „Performance“ – Prüfung abgenommen, d.h. die Lernenden müssen Aufgaben am PC lösen und den Beweis antreten, dass sie das Medium beherrschen.
Im 3. Semester lautet die Semesteraufgabe: „Auswahl einer IT-Lösung für eine dedizierte Aufgabenstellung im Pflegebereich. In Kleingruppen erhalten die Lernenden die Aufgabe eine fiktive Einrichtung mit IT auszurüsten. Dazu müssen sie Pflichtenhefte erstellen, Messen besuchen und Kontakte zu Anbietern knüpfen. Dabei sind mögliche Themen eine Einführung eines KIS, eines Essensbestellsystems, einer Wunddokumentation etc.
Donnerstag, 6. März 08
Anneli Ensio, Finnland: Telematik in Finnland und Einflussnahme der Pflegenden
Ensio stellt ihr Land vor und weist unter anderem darauf hin, dass Santa Claus mit Sicherheit aus Finnland stammt. Ensio arbeitet an der Universität von Kuopio und leitet dort die Forschung der Health and Human Services Informatics Abteilung. In Finnland ist der Spitex-Bereich stark ausgebaut. Jede Gemeinde ist verpflichtet ein solches Angebot zu betreiben, kann dies aber auch an Private delegieren. Dieser private Sektor nimmt immer mehr zu. Im Spitalbereich gibt es 20 Spitalregionen mit insgesamt 70 Einrichtungen. Davon sind 5 Universitätsspitäler. In 18 Spitalregionen sind elektronische Patientenakten implementiert. Weshalb braucht es nun eine e-Health – Strategie?
Insgesamt gibt es über 400 unterschiedliche Systeme, die Patientendaten führen. Eines der strategischen Ziele ist es, dass Falldaten zwischen Institutionen ausgetauscht werden können. Es muss „paperless, productive, safe and secure“ sein. Eine nationale Infrastruktur soll die Daten sammeln und dazu die rechtlichen Grundlagen und finanziellen Strukturen schaffen. Die e-Health-Strategie soll die „core-datas“ definieren, die beschreiben welche Informationen jede an der Behandlung beteiligte Berufsgruppe braucht. Dazu sind standardisierte Inhalte nötig, Fachsprachen und Terminologien. In 2007 gab es die elektronische Verordnung von Medikamente, deren Grundlagen auf einem Server für ganz Finnland zur Verfügung stehen. Zudem wurde ein e-Archive gegründet, wo alle ePatientenrecords abgelegt werden sollen. Damit alle Anagaben korrekt abgelegt werden, führt der Staat einen sog. Code-Server. Darauf werden alle Internationalen Codes hinterlegt wie HL7, ICNP, DICOM etc. Die Einwohner können über ein Internetportal ihre Daten einsehen. So wurde auch für den Pflegesektor ein Nursing Minimal Dataset geschaffen, das erlaubt, für die Pflege relevante Daten zu sammeln. Für alle Informationen haben die Finnen ein ISO – OID geschaffen, das aufzeigt, welche Informationsknoten miteinander in Verbindung stehen. Die Core-Datas geben einen holistischen Einblick in den Zustand des Patienten. Nursing core data: diagnoses, interventions, outcomes, ...
Damit nun alle Leute Einsicht nehmen können müssen sie dazu befähigt werden – auch diese ist in diesem Zusammenhang ein Ziel: Alle Einwohner sollen via Portale zugreifen können, erhalten sichere Zugänge und Möglichkeiten von Zuhause oder an anderen Orte zu zugreifen.
NI2009 28. Juni – 1. Juli 2009 – (während 24 Stunden Sonnenschein!) auch die Accendio wird dort eine Pre-Conferenz abhalten (26.-27. Juni) www.ni2009.org
Christin Keilhauer, Karin Wolf-Ostermann: Die elektronische Gesundheitskarte – IT-Projekt mit Zukunft? Ergebnisse einer empirischen Untersuchung
Ein wichtiger Aspekt ist die persönliche Identifikationsnummer für die Karte, die für einen lebenslangen Einsatz geschaffen ist.
1985 – 1995 gab es europaweite Pilotprojekte u.a. in Frankreich wurden die ersten Chips mit Versichertendaten verwendet. In D gab es daraufhin 1996 einen ersten Aktionsplan „Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft“. 2000 gab es Studien die die Gesundheitskarte und das elektronische Rezept befürworteten. 2005 wurde die Firma „gematik“ gegründet die die Projekte nun weiter vorantreiben sollte. Bereits für 2008 wurde der Rollout geplant. Allerdings vorerst in einer Modellregion von der aus die Ausbreitung auf ganz D geplant ist. Ziele der eGK: Kosten senken, Verbesserung der Qualität und Transparenz für den Patienten. Keilhauer wollte in ihrer Studie herausfinden, welche Akzeptanz bei den Kostenträger und Leistungserbringer vorhanden ist, insbesondere der Aspekt der Finanzierung. Keilhauer entwickelte einen standardisierten Fragebogen und hat schliesslich persönliche Umfragen bei 16 Ärzten, 13 Apothekern und 3 Kostenträger durchgeführt.
Die Auswertung brachte folgende Resultate: 69% erachten, dass mit der Einführung von eGK eine wesentliche Veränderung im Gesundheitswesen eintreten werde. Insbesondere die Effizenz/Nutzen Kategorie wurde als häufigster positiver Effekt genannt. Viel weniger wurden die Themen Versorgungsqualität und Zugang zu Notfalldaten genannt. Keilhauer fragte auch nach dem Nutzen der Investitionen in IT-Infrastruktur für die eigene Praxis oder Apotheke. Fast zwei Drittel fanden die Investitionen als zu hoch und eine Refinanzierung sei als Einsparungen nicht möglich. Eine weitere Frage war, ob sich die Befragten an weiteren IT-Projekten beteiligen würden. Bei den Apothekern würden sich nur die Hälfte wieder beteiligen, bei den Ärzten lag diese Antwort bei über 80%.
Christiane, Seitz, Timo Hortig, Matthias Strauß, Karin Wolf-Ostermann: Elektronische Vernetzung in Krankenhäusern- Ergebnisse einer empirischen Untersuchung.
Eine Studie im Studiengang Pflege/Pflegemanagement.
In der Pflege gewinnt die elektronische Vernetzung immer mehr an Bedeutung. Die Frage war, wie wird die elektronische Vernetzung in den Krankenhäusern wahrgenommen?
Die Pflegenden wurden nach der Computernutzung, nach den Wünschen und den persönlichen Einschätzung zu Zeitersparnis und Qualitätsverbesserung von IT befragt.
Insgesamt wurden 333 Fragebögen verteilt und 77 Antworten kamen zurück. Die Befragten waren zwischen 19-64 Jahre alt und 81% davon waren Frauen. Die meisten der Befragten gehören zur Pflege, es wurden aber alle Berufskategorien befragt. Insgesamt nutzen über 65% den Computer oft bis sehr oft auch im privaten Umfeld. Pflegepersonal nutzen 98% den Computer dienstlich. 93% der Befragten gaben an, dass sie befriedigend bis gut mit dem Computer umgehen können bezüglich der Vernetzung der Pflege und nach ausserhalb des Krankenhauses zeigte sich, dass weniger als 20% solche Möglichkeiten nutzen würden.
Bei der Frage nach Wünschen gab es sehr inhomogene Antworten. Allgemeine kann gesagt werden, dass eine Vernetzung nach Aussen wünschbar wäre aber auch der Miteinbezug von anderen Diensten wie der Sozialdienst im Krankenhaus wichtig wäre.
Insgesamt kann festgestellt werden, dass die eVernetzung allgemein zu Verbesserungen in Qualität, Informationsfluss etc. führt. IT ist zu einem selbstverständlichen Arbeitsmittel geworden, das täglich genutzt wird, das aber auch höheren Aufwand an Einarbeitung und teilweise Mehraufwand an täglicher Dokumentation benötigen.
11.00 Holger Mosebach, Simon Berger: Übersetzungsprozess vonPflegefachsprachen: Die Neuübersetzung der NANDA-I-Pflegediagnosen
2007/2008 ins Deutsche
Die NANDA hat die Lizenz frei ausgeschrieben und der RECOM-Verlag hat daraufhin die Übersetzungsrechte erworben. Offenbar war die bisherige Übersetzung nicht frei von Zweifeln an Übersetzungsfehlern. Bei der Neuübersetzung wurden deshalb wissenschaftliche „translationstheoretische“ Überlegungen miteinbezogen. Für die Übersetzung wurden Vorwärts- und Rückwärtsübersetzungsgänge durchgeführt. Beide Schritte sollen durch zwei unabhängige Übersetzer durchgeführt werden. Ein dritter unabhängiger Übersetzer soll dann die beiden englischsprachigen Übersetzungen wieder vergleichen und auf fehlende Äquivalenz hin überprüfen.
Neu will NANDA selbst diesen dritten Schritt durchführen um sicherzustellen, dass auch die deutsche Version kongruent zur amerikanischen erscheint.
Neu soll die Version als Datenbank verkauft werden und die neuen Diagnosen sollen einfacher angenommen werden können.
Tuschy, Silja; Pröbstl, Alexander; Freiberg, Jürgen; Uerlich, Manfred: KIS-integriertes prozessgesteuertes Entlassungsmanagement ermöglicht berufsgruppenübergreifenden, kommunikationsoptimierten Workflow
Die Studiengruppe hat den Vorgang der Entlassung im Universitätsklinikum Bonn studiert. In der heterogenen Organisation der Uniklinik waren sehr unterschiedliche Prozesse vorhanden. Ein Ziel war auch den nationalen Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege DNQP umsetzen. Der Prozess sollte zentralisiert und standardisiert werden. Es sollte eine zentrale Anlaufstelle, ein Assessment-Instrument (mod. BRASS-Index) und gemeinsame Prozesse implementiert werden. Beteiligt waren Pflegende und der Sozialdienst der Uniklinik.
Die Resultate sind interessant: Die Rückmeldungen konnten 13 Tage früher als bisher erfolgen, die Daten sind in 20% falsch zusammengezählt worden, so dass der Entlassungsmanager falsche Vorgaben hatte. Die Information über die Dokumentation kamen oft nicht an, da sie per Fax übermittelt wurden und oft liegenblieben oder gar in den Akten verschwanden. Terminrücksprachen per Telefon erwiesen sich auch als schwierig, da oft die zuständigen Personen nicht erreichbar waren. Die Informationen erreichten den Patienten nicht oder zu spät. Die Idee entstand, im KIS eine Informationsplattform zu etablieren (als KIS ist OpenMed von AGFA vorhanden). So wurde das Assessment in das KIS integriert und kann nur gespeichert werden, wenn alle Aspekte korrekt ausgefüllt wurden. Das System addiert die Punkte (zuverlässig) und die Punkte sind immer im System sichtbar auch wenn der Patient wiederkommt. Die Dokumentation muss nicht versandt oder doppelt geführt werden. Vorliegende Daten werden automatisiert übertragen (z.B. Anzahl der Diagnosen). Die Terminplanung und –kommunikation finden neu im System statt, so sind Termine immer sicht- und kommunizierbar. Der Austrittsmanager wird „automatisiert“ zugezogen wenn die Pflege eine entsprechende Antwort im Assessment anklickt.
Insgesamt konnte die Prozessqualität verbessert und die Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöht werden konnte.
13:30 Carla Steininger, Thomas Kirst: Ein Modell der vernetzten Versorgung – Die Pflegeplatzbörse Bayern – Ein Informationsportal mit Suchmaschine für freie Heim- und Wohnplätze und Datenbank für Ambulante Dienste
Die Suche nach freien Wohnplätzen gestaltet sich oft schwierig. Es muss viel telefoniert werden und oft kommt man in nützlicher Zeit nicht zu erwarteten Resultaten. Deshalb wurde 2004 eine Initiative gestartet ein Portal, resp. eine Webplattform zu installieren und alle Angebote über Wohn- und Heimplätze aufs Netz zu stellen. Neben der Angebote werden auch die Preise publiziert, was sich Initial als Schwierigkeit erwies. Der Dienst richtet sich sowohl an professionelle als auch an Bürgerinnen und Bürger, die selber einen Wohnplatz suchen. Die Plattform finanziert sich durch Inserate unterschiedlicher Anbieter.
Die Plattform ist erreichbar unter: www.pflege-boerse.info
Claudia Spahn, Birigt Sippel: Verknüpfung von Pflege-Assessment und Pflege-Diagnosen – eine praktikable Methode zur Strukturierung des diagnostischen Prozesses
Frau Spahn ist Inhaberin der Firma qua:bera, die sich auf die Einführung von Pflegediagnostik in Einrichtungen spezialisiert hat. Anfänglich wurden vor allem semantische Verknüpfungen zwischen NANDA und RAI vorgenommen. Es wurde darauf geachtet, dass eine Software die Pflegenden wirklich unterstützt. Heute werden Qualitätsüberprüfungen und Audits vorgenommen. Zugleich werden Entwicklungen von Interventionsstandards und Pflegeleistungen vorangetrieben.
RAI ist das eingesetzte Assessment und NANDA bildet die Pflegediagnosen ab.
RAI beinhaltet 30 Risikobereiche und müssen auf 96 Bereiche gelinkt werden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die RAI Erfassung als zuverlässiges Assessmentinstrument dient um zielgerichtet auf die NANDA-Diagnostik zu kommen.
Anne Meißner: „Das intelligente Heim“ – Verbesserte Pflegedokumentation durch Spracherkennung?!
Frau Meißner berichtet über ein Projekt, das es erlaubt via Telefon den Pflegebericht auf den PC zu sprechen. Die gesprochene Sprache wird dann in Text umgewandelt und direkt in die Pflegedokumentation eingetragen. Zusätzlich kann über das Telefon Vitalparameter und Essensbestellungen an die Datenbank übertragen werden.
Frau Meißner hat zu Beginn des Projekts eine Ist-Analyse der Pflegedokumentation und eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Die Pflegedokumentation wurde gesichtet und bewertet. Wie in vielen Institutionen zeigte sich sowohl eine Über- als auch eine Unterdokumentation. Täglich wurde bis zu 30 Min. dokumentiert. Der Pflegebericht wurde als wichtigste Informationsquelle für die Übergabe in der Pflegeschicht bewertet, ist also für die Pflegenden sehr wichtig. Die gesprochenen Texte sind vom System mit einer 90% Sicherheit erkannt und abgelegt. Das System fasst jeweils gesprochene Informationen zusammen und meldet die übergeordnete Kategorie zurück um sich bestätigen zu lassen, dass diese korrekt erkannt wurde, z.B. „Pat. hat gut gegessen“ wird durch die Ansage „Nahrungsaufnahme?“ in die entsprechende Kategorie geschrieben. Falsch erkannte Eingaben werden der Pflegenden wieder vorgelegt. Sie kann eine WAV-Datei abhören und diese bestätigen oder korrigieren.
Katrin Richter, Hendrik Borgmann: Interdisziplinäre Kommunikation und Kooperation – Ein Beitrag zur Sicherung pflegerischer Versorgung von Menschen mit Behinderungen im Akutkrankenhaus
„... die können ja uns fragen ...“ so hat sich ein Patient mit einer Behinderung geäussert und daraufhin gewiesen, dass Kommunikation nicht nur unter Pflegenden wichtig ist, sondern auch im Zusammenwirken mit dem Patienten notwendig ist. Deshalb wurde die Frage gestellt: Wie erleben Behinderte den Aufenthalt im Akutkrankenhaus?
Dabei wurden problemzentrierte Interviews mit 13 Einzelpersonen und vier Gruppen durchgeführt. Die Interviews wurden aufgenommen und anschliessend transkribiert.
Die Ergebnisse haben teilweise erwartet Ergebnisse gezeigt. Die Frage „War Selbstpflege im Krankenhaus möglich?“ wurde grösstenteils als eher negativ wahrgenommen. Ressourcen oder Bedürfnisse wurden nicht beachtet. Betreuer sprachen auch beim Zurückkommen in die Institution von „antrainierter Inkontinenz“, teilweise wurden die Behinderten nicht ernst genommen, infantilisiert und per Du angesprochen. Die Betreuer von Behinderten haben sich in der Studie oft als die „Verwandten“, die Advokaten der Behinderten herausgestellt. Doch die Kommunikation mit dieser Berufsgruppe und den Pflegenden ist selten, da beide in ihren Institutionen eingebunden sind und oft keine Zeit haben im Vorfeld oder beim Übertritt miteinander zu sprechen. Deshalb ist Kommunikation in diesem Bereich sehr wichtig aber dabei ist der Behinderte als Mensch immer miteinzubeziehen.
Schlussfolgerung: Die Pflege ist nach wie vor defizitär, weil sie zu wenig Bedarfs- und Bedürfnisabklärungen vornimmt und ein fehlendes Bewusstsein und Wissen vorhanden ist.
Deshalb ist ein gegenseitiger Informationssfluss dringend notwendig und kann Problemen entgegenwirken. Eine Aufforderung Überleitungs-Schnittstellen von Innen nach Aussen aber auch umgekehrt zu gestalten.
Pia Wieteck: Kontrolliertes Vokabular zur Abbildung des Behandlungs- und Versorgungsprozesses in der Pflege – Notwendigkeit oder Utopie?
Haas schreibt: Vokabular, das nur Begriffe enthält, die durch eine kontrollierende Instanz (...) aufgenommen wurden. Welche Arten gibt es:
Glossar, Listen Listen mit Bezeichnungen, beim Glossar mit Erklärungen
Terminologien Begriffe eines Fachbereiches
Synonymringe Bezeichnungen und Synonyme
Taxonomie / Klassifikation Bezeichnung und hierarchische Relation
Thesaurus / Nomenklatur Bezeichnung und Definition und Relationen
Ontologie / Semantische Netze – Bezeichnungen und Definitionen und Relationen
Der Einsatz eines kontollierten Vokabulars ist in vielen Bereichen wichtig, z.B. für die Benennung von Situationen, für die Erhöhung der Patientensicherheit, Erlösoptimierung im DRG-Kontext, Daten zur Beurteilung und Evaluation von Outcome etc. Da stellt sich die Frage welche Struktur muss ich im IT-System hinterlegen, damit ich die vorher genannten Situationen abbilden kann. Doch wie granular muss eine Sprache sein, damit alle am Prozess beteiligten wissen was sie zu tun haben? Diese Frage muss durch die Pflege gemeinsam beantwortet und entsprechend im System umgesetzt werden.
Was ist zu tun?
- Gemeinsame Kataloge benutzen und einsetzen
- Hauskataloge aufgeben
- Definieren welche Ziele verfolgt werden sollen und danach den Katalog auswählen
- Aktive Beteiligung an der Weiterentwicklung
Freitag, 7. März 08
Maria Müller-Staub: Einführung einer standardisierten Pflegefachsprache: Welche pflegerischen Daten werden im Notfallzentrum zur Vernetzung ambulanter und stationärer Versorgung gebraucht?
Müller-Staub zeigt auf, dass im Notfall oft dokumentiert wird und dass insbesondere die Pflege darin eine wichtige Funktion übernimmt. Müller moniert, dass die Pflege auf der Notfallstation stark handlungsorientiert und ärztlich dominiert ist. Sie führt dies auf zu wenig Pflegewissen bei den Pflegenden zurück und auf die unzureichenden Inhalte der elektronisch geführten Dokumentation. „Man traut den Pflegenden zu zu triagieren und zu koordinieren aber die Anwendung des pflegerischen Grundwissens fehlt“. Insbesondere sind Bedürfnisse wie Durst, Hunger oder das Bedürfnis nach Erfrischung nicht berücksichtigt.
Müller hat im Notfallbereich die Pflegediagnostik eingeführt. Sie hat die Pflegenden geschult und Fallberatungen im Notfallzentrum durchgeführt. Mittels Multiplikatorinnen wurde die Systematik der Erstellung der NANDA-Diagnosen an die Basis gebracht.
Anforderungen an die Patientendokumentation: Der Pflegeprozess – nicht das Kurvenblatt – ist der Kern der Patientendokumentation! Es braucht ein Assessment, die zu den Pflegediagnosen im PES-Format führt und die die Entwicklung von Pflegezielen und – Interventionen zulassen.
Carsten Giehoff, Ursula Hübner, Jürgen Stausberg: Ein systematischer Wissenstransfer in der Pflege über ein Wissensmanagementsystem
Giehoff stellt eingangs fest, dass die Pflege und alle medizinischen Berufe täglich Wissen einsetzen müssen, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Es muss also immer wieder Wissen abgerufen werden, sei es als Expertin oder als Wissen, das an einem allen bekannten Ort abgelegt wird (denn die Expertin, könnte weggehen. Es gibt implizites (subjektiv) und explizites (objektives, in Fachbüchern, gesichertes) Wissen.
Wie wird in der Pflege Wissen vermittelt? Die Studiengruppe um Giehoff hat dazu 40 Pflegenden verschiedene Fragen gestellt. Z.B. benutzen 90% das Internet? Dagegen gibt es keine organisationsweite Wissensbasis, die man für die Entscheidungsfindung einsetzen kann. Doch die Bereitschaft der Pflegenden ihr Wissen zu teilen ist hoch, sie beraten sich gegenseitig oder holen sich das Fachwissen von Kolleginnen.
Um gezielt Wissen zu teilen, bieten sich technische Systeme an. Die Web 2.0 – Technologie bietet sich an, z.B. mit eine WIKI, mit einem Glossary, Dokumentenmanagement mit schriftlichen Informationen etc. Insbesondere die schnelle Suche in solchen Systemen kann hilfreich sein den gesuchten Inhalt schnell zu finden. Die Pflegenden können durch die Nutzung eines Wissensmanagements ihr eigenes Wissen überprüfen, auffrischen oder ergänzen um so verbesserte Interventionen etc. durchzuführen.
Ausblick: Verbindung von Wissensmanagement mit e-learning Konzepten, Entwicklung neuer Funktionalitäten etc.
Hortig, T., Strauß, M., Wolf-Ostermann, K.: Die elektronische Gesundheitskarte in Deutschland aus Sicht der Pflege-Ergebnisse einer empirischen Untersuchung
Warum befasst sich die Pflege (nicht) mit der elektronischen Gesundheitskarte? Wie schon andere Vorträge ausgewiesen haben soll die eGK Qualität und Sicherheit aber auch die Kommunikationen verbessern. Interessant für die Pflege sind insbesondere die zurzeit freiwilligen Anwendungen: e-Arztbrief, Patientenakte. Doch was man nicht findet ist die Pflegedokumentation. Als Akteur im Gesundheitswesen braucht es einen „Heilberufsausweis“. Nur damit hat man Zugriff auf die Daten auf der eGK. Am weitesten sind die Ärzte, die bereits einem elektronischen Berufsregister angeschlossen sind. Die Pflegenden hingegen sind zurzeit nicht Registriert. Doch dies soll in einer Verordnung nun auf Länderebene geregelt werden und soll ein elektronisches Berufsregister der Gesundheitsfachberufe eGBR werden. Ziel der Untersuchung war es, die Meinung der Pflegenden zur eGBR, zur Bundespolitik und zur Informiertheit der Pflegekräfte zu erfragen.
Die Ergebnisse waren ernüchternd. Nur weniger als 30% der Pflegenden haben eine Vorstellung der eGK. Sie beziehen ihr Wissen darüber hauptsächlich aus der Tagespresse und viel weniger aus Internet und Fachzeitschriften. Offensichtlich hat die Fachpresse und Weiterbildungsangebote das Thema nicht ausreichend thematisiert und kommuniziert. Die Pflegenden finden die von der Regierung vorgelegten Ziele o.k. Können aber kaum eigene Ziele oder Vorstellungen formulieren. Trotzdem sagen 60%, dass die eGK für die Pflege wichtig ist und 93% der Pflegenden finden, dass bei der Testung der eGK die Pflege miteinbezogen werden soll. Im Rahmen des eGBR begrüssen die Pflegenden (80%) die Pflicht zur Fort- und Weiterbildung. Die Pflegenden sind sich mit 70% fast einig, dass der volle Zugriff auf die eGK nötig ist. Schliesslich kann gesagt werden, dass vor allem die heute schon registrierten Pflegenden der eGK aufgeschlossen gegenüber stehen. Es braucht aber eine verbreiterte Information der Beteiligten und die klare Positionierung der Pflege (u.a. bei der gematik)
Rüdiger Ostermann „Statistischer Warenkorb an der FH Münster“: Entwicklung eines statistischen Warenkorbes für die stationäre Altenhilfe
Es stellt sich immer wieder die Frage, wie die finanzielle Situation, insbesondere in der Altenpflege, ist. Die Kosten eines Pflegeplatzes kostet pro Tag zwischen 1800 und 4000 €, aus der Kasse wir bis zu 1500 € zugegeben. Die Kosten bis zu 70% Personalkosten. In Summen für ein 80 Betten Haus das insgesamt 3 Mio € hat so kostet das Personal über 2 Mio, an diesen Kosten kann kaum geschraubt werden aber die übrigen kann man genauer betrachten. Pro Heim entstehen Kosten von Verbrauchsmaterial ca. 500'000 € pro Jahr. Insgesamt in Deutschland über 5 Milliarden €.
Die Untersuchung mit mehreren Pflegedienstleiter/innen von Altenheimen soll eine Vergleichsmöglichkeit geben. Neben einem Standard-Warenkorb sah man schnell, dass es auch Spezial-Warenkörbe geben muss. Bekannte Kennzahlen von Warenkörben sind Mengen und Preisindizes (z.B. von Paasche und Laspeyeres). Die Zeitperioden sind Quartale die von 1 – T gezählt werden, die Güter sind als G1 – Gn bezeichnet. Damit kann die Preisentwicklung mit dem Ausgangsjahr verglichen werden. In Deutschland existiert bereits eine Pflegebuchführungsverordnung, für die bereits Zahlen erhoben werden müssen. Diese muss allerdings noch etwas granularisiert werden, damit die einzelnen Produkte erfasst werden können. Der Vergleich ist nicht immer ganze einfach, wenn z.B. Wäsche in kg und in der anderen Institution Stückweise abgerechnet werden. Doch dies kann ausgerechnet werden, wie auch die Inkontinenzeinlagen unterschiedlicher Hersteller. Es wurden unterschiedliche Verbrauchsmengen auf die Quartale verteilt eingekauft worden. In einem Fall konnte gezeigt werden, dass die Verbräuche unverändert waren, dass aber teurere Inkontinenzeinlagen verbraucht wurden, so dass die Kosten extrem gestiegen sind.
Statistiken sind wichtig um Strömungen zu analysieren und aufzuzeigen in welchen Bereichen, welche Treiber Kosten verursachen.
Es muss angestrebt werden, dass die Dokumentation der Verbrauchsgüter ins KIS eingebaut werden soll. Bei vielen Interventionen weiss ich ja, welche Verbrauchsgüter durchschnittlich gebraucht werden so kann ein Material-Katalog den Interventionen hinzugefügt werden und muss durch die Pflegende nach der Intervention lediglich bestätigt oder ergänzt werden. Ähnlich wie heute schon die Pflegeleistungen abzurechnen sind!
Martin Lysser/08.03.08/ENI08 Der inoffizielle Blog